bannerFachbereich Physik



Anwendung der Infinitesimalrechnung
in der Physik
(besonders geeignet für Kernfach Physik Kurshalbjahr Mechanik- Anforderung auf Leistungskursniveau)

 

Hinweis: externe Links führen zu http://de.wikipedia.org
Vorbemerkung

Die nachfolgenden Darstellungen dienen zur Wiederholung und Vertiefung der Unterrichtsinhalte im Hinblick auf eine Prüfungsvorbereitung, insbesondere bei einer Prüfung auf Leistungskursniveau, da die Anwendung der Infinitesimalrechnung zur Lösung einer physikalischen Problemstellung ein Aspekt in der Aufgabenstruktur der Abiturprüfung sein kann. Gleichzeitig sollen beim Nutzer der Verständnisgrad für die Bedeutung der Infinitesimalrechnung in Naturwissenschaft und Technik erhöht werden. Sie ist nicht ein weiterer "scheinbar sinnloser" mathematischer Formalismus, sondern Bestandteil einer vertiefenden Allgemeinbildung in der gymnasialen Oberstufe.

Die Physik bietet eine hervorragende Anwendung der Infinitesimalrechnung. In ihr hat sie auch einen ihrer historischen Ursprünge durch NEWTON, obwohl die heute verwendete Symbolik größtenteils auf LEIBNIZ zurückzuführen ist.

In den Darstellungen wird einer anschaulichen Interpretation der Sachverhalte Vorrang vor einer strengen mathematischen Beschreibung der Formalismen eingeräumt. Dies soll dem allgemein bildenden Anspruch der Ausführungen dienen.

(David Penke, Februar 2006)

P.S. Obwohl die Darstellungen mit großer Sorgfalt erstellt wurden, können sich dennoch Fehler eingeschlichen haben. Deshalb ist der Autor für jede seriöse Kritik dankbar.

 


Inhalt





Klassisches Kausalitätsprinzip nach NEWTON


Klassische (starke) Kausalität

Das physikalische Geschehen ist determiniert, d.h. die gleichen (oder ähnliche) Ursachen haben die gleichen (oder ähnliche) Wirkungen. Dadurch wird das physikalische Geschehen prinzipiell voraussagbar und durch geeignete Wahl der Ursachen kann eine bestimmte Wirkung hervorrufen werden.

Anwendung auf die Bewegungsgesetze

Unter Kenntnis der Resultierenden aller wirkenden Kräfte und der Anfangsgeschwindigkeit und des Anfangsweges lässt sich die Bewegung eines Objektes voraussagen. 

Strategie

Der Schritt 4 dieser Strategie wird mithilfe der Infinitesimalrechnung vollzogen.

zum Inhalt



Bestimmung von Bewegungsgesetzen durch Integration 

Die Beschleunigung ist nach Definition die erste Ableitung der Geschwindigkeit nach der Zeit, sie entspricht dem Anstieg der Tangenten in einem Punkt des v-t-Diagramms.



Verwendet man die Differentialschreibweise, so kann man die Differentiale dv und dt als Seiten eines infinitesimalen Anstiegsdreiecks interpretieren und der Differentialquotient lässt sich folgendermaßen umformen.


 

Die rechte Gleichung ist dann eine einfache Form einer so genannten Differentialgleichung. Die Lösung solcher Differentialgleichungen sind Funktionen.
Die Lösung der Differentialgleichung erfolgt durch Integration beider Seiten.

 (2)

Nach den bekannten Integrationsregeln erhält man für die linke Seite v, welche wegen der Gleichheit von t abhängig ist. (Die Integrationskonstante wird aus bekannten Gründen nur auf einer Seite der Gleichung berücksichtigt.)

 (3)

Diese Gleichung kann als allgemeine Lösung der Differentialgleichung angesehen werden, d.h. unter Kenntnis des Beschleunigungs-Zeit-Gesetzes lässt sich das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz bestimmen.


Beispiel 1

Der freie Fall eines Körpers aus nicht zu großen Fallhöhen kann als gleichmäßig beschleunigte Bewegung angesehen werden, d.h. die wirkende Fallbeschleunigung g wird als konstant angenommen. (Da es sich um eine eindimensionale Bewegung handelt, ist es nicht notwendig eine vektorielle Schreibweise zu verwenden.)

Beschleunigungs-Zeit-Gesetz: , g = konstant

Somit folgt unter Verwendung der Gleichung (3): 


Die auftretende Integrationskonstante C lässt sich als Anfangsgeschwindigkeit   interpretieren. Für den freien Fall gilt und es folgt:

Bei beliebigen gleichmäßig beschleunigten Bewegungen folgt dann aus analogen Überlegungen:

 (4)

Nach der eben beschriebenen Methode lässt sich jetzt aus dem Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz das Weg-Zeit-Gesetz einer Bewegung bestimmen.
Aus den Gleichungen (1), (2) und (3) werden:

 (5)

 (6)

  (7)


Beispiel 2

Aus dem allgemeinen Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz der gleichmäßig beschleunigten Bewegung (4) soll das allgemeine Weg-Zeit-Gesetz bestimmt werden.


Die Integrationskonstante C lässt sich ebenfalls als Anfangsbedingung   interpretieren,somit ist der Anfangsweg  und man erhält. 

 (8)

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Geometrische Interpretation der Gleichungen

Eine grafische Interpretation der Differentialgleichung liefert ein infinitesimales Rechteck mit den Seitenlängen a und dt und dem Flächeninhalt dv, welcher die infinitesimale Änderung der Geschwindigkeit beschreibt.


Die Integration der Differentialgleichung ist nichts anderes als eine Summierung von unendlich vielen dieser Rechtecke, d.h. innerhalb eines Zeitintervalls  ist das bestimmte Integral nicht anderes als der Flächeninhalt, also die Geschwindigkeitsänderung in diesem Zeitintervall.

 (9)


 

Analog zu Gleichung 9 gilt für das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz, dass der Flächeninhalt unter der Kurve dem zurückgelegten Weg  während des Zeitintervalls entspricht.

(10)

Beispiel 3

Bei einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung entspricht der Flächeninhalt unter dem a-t-Diagramm einem Rechteck und der Flächeninhalt unter dem v-t-Diagramm einem Trapez.

 



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Anwendungsaufgaben

Beispiel 4

Das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz einer ungleichmäßig beschleunigten Translation hat folgende Form.

Dann folgt für das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz und für das Weg-Zeit-Gesetz:

              

Aus der jeweils letzten Zeile ist zu erkennen, dass für k = 0 die Gesetze der gleichmäßig beschleunigten Translation und für
k = 0 und a0 = 0 die Gesetze der gleichförmigen Translation entstehen. 

Weiterführende Aufabenstellungen

(eine Auswertung erfolgt im Rahmen der Abiturvorbereitung)

Zum Beispiel 4 sind für folgende Parameter das a-t-Diagramm, das v-t-Diagramm und das s-t-Diagramm maßstäblich für die ersten 10 Sekunden zu zeichnen.

 

Beispiel 5

Von einem Bremsvorgang sind das F-t-Diagramm und die Parameter m = 10 kg,
v0 = 8 ms-1 und s0 = 0 bekannt.



Man bestimme für die einzelnen Phasen des Vorgangs  die Gleichungen für das Beschleunigungs-Zeit-Gesetz.

Man leite aus diesen Gleichungen das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz und das Weg-Zeit-Gesetz her!

Man berechne die Geschwindigkeit und den Zurückgelegten Weg für t = 4s und t = 8s!


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