Geographie - Kohleförderung der Goitzsche/ Die Geologie der Goitzsche


Autoren:
 
Andreas Bunge
Anja Köppe
René Hilbig
Janine Körner


Projektleiter:


1. 
Einleitung
Der Tagebau Goitzsche befindet sich in Sachsen-Anhalt und Sachsen, im Gebiet zwischen Bitterfeld und Delitzsch. Seine Gesamtfläche beträgt 62 km2, davon sind zwei Drittel in Sachsen-Anhalt und ein Drittel in Sachsen. Von Bitterfeld aus erreicht man ihn, beginnend an Stadtrand von Bitterfeld in Richtung Wittenberg entlang der Bundesstraße B100. Die angrenzenden Ortschaften sind Bitterfeld, Muldenstein, Friedersdorf, Mühlbeck, Pouch, Löbnitz, Sausedlitz, Laue, Petersroda und Holzweißig.

Im Jahre 1949 begann südöstlich von Bitterfeld der Aufschluß des Tagebaus Goitzsche. Hier wurden in 40 Jahren Bergbau 317 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Um diese zu fördern mussten ca. 850 Millionen Tonnen Abraum bewegt werden.
Im Jahre 1955 entdeckte man im Bitterfelder Flöz Bernstein. Der Abbau begann allerdings erst im Jahre 1975 nach der geologischen Erkundung. Insgesamt wurden bis 1990 ca. 408 Tonnen Edelsteine gewonnen. Danach wurde die Förderung aus Kostengründen eingestellt. Auch Mooreichen mit einem Alter von 4000 bis 6000 Jahren sind gefunden worden.

Nach der Einstellung der Kohleförderung im Jahre 1991 begann die Sanierung des ca.60 km2 großen Gebietes, um daraus ein Naherholungsgebiet zu schaffen. Dieses Gebiet stellt nach erfolgter Flutung eine Seenlandschaft mit ca. 400 Millionen m3 Wasser ‚ 25 km2 Wasserfläche und 66 km2 Uferlänge dar.
Im Jahre 1997 begann man mit dem Bau der Flutungsanlage für den Tagebau Goitzsche, welcher das Deichbauwerk, Zulaufgraben und die eigentliche Flutungsanlage in Mühlbeck umfasst. Diese Anlage dient dazu Wasser von der Mulde in das Restloch zu leiten. Nach der Fertigstellung der Anlage erfolgte am 06.07.1999 die Probeflutung, um die Anlage zu testen. In dieser Zeit wurde 1 m3 Wasser in der Sekunde eingeleitet.

Am 07.05.1999 setzte die „richtige“ Flutung ein, seit diesem Zeitpunkt werden ca. 3m3 pro Sekunde (abhängig vom Muldepegel) von der Mulde abgezweigt und in das Restloch Mühlbeck geleitet ‚ welches dann zum Restloch Niemegk überläuft und dieses mit „schönem“ Muldewasser füllt.

Am 6.Juni 1999 begann der Bau des Pegelturmes direkt neben der Flutungsanlage. Der obere Teil des Pegelturmes wurde am 16.3.2000 aufgesetzt. Den Turm kann man über eine ca. 220m lange Pontonbrücke erreichen, welche sich dann mit steigendem Pegel über dem Gewässer erheben wird.

Am 13. April 2000 wurde die Uferpromenade am Rand der Goitzsche übergeben. Der Weg, welcher vom Stadtrand von Bitterfeld bis zum Pegelturm führt, ist nachts sogar beleuchtet.

Am 28.JuIi 2000 begann die Flutung des Restloches Rösa durch eine Rohrleitung mit Pumpstation.
 
 


2. Entwicklung der Kohleförderung im Bitterfelder Umland bis 1900
 
1804 Erster Versuch, die Bitterfelder Kohle zu fördern. Er schlug aber fehl, weil das Grundwasser nicht in erträglichen Grenzen gehalten werden konnte.
1834 Erschließung der Königlichen Grube am Bauernhaus
1838 Aufnahme der Versuchsförderung
1839 Erschließung der Grube Auguste
1842 Erste Erwähnung der Wilhelmsgrube bei Hohenlubast
1842 Gründung der Grube Richard bei Sandersdorf
1843 Inbetriebnahme der Grube
1844 Aufgabe der Königlichen Grube am Bauernhaus
1844 Aufschluß der Grube Möhring
1845 Aufschluß der Grube Johannes (Nr.6) bei Wolfen
1846 Inbetriebnahme der Grube
1846 Aufschluß der Grube Nr. 9 bei Großmöhlau
1847 Gründung der Deutschen Grube bei Zscherndorf
1848 Eröffnung der Grube Adelheid
1850 Grube Nr.79 bei Greppin ist in Betrieb
1852 Gründung der Grube Vergißmeinnicht (Nr.291) bei Zscherndorf 
1855 Aufschluß der Grube Maria-Theresia
1856 Gründung der Grube Ausdauer
1858 Gründung der Delitzscher Grube Gemeinsinn
1859 Die wichtigsten Gruben im Bitterfelder Revier:
 
Name
geförderte Kohle
Arbeiter
Gruben Nr. 64; 222; 297  419197 t (insgesamt) 95
(insgesamt)
Grube Johannes 259975 t 50
Grube Richard 137554 t 39
Grube Auguste 141729 t 41
Im Bitterfelder Revier findet die Förderung mit Lokomotiven statt. Dabei werden die Eisenbahnwagen bis in die Nähe des Tagebaues gestoßen und dann mit Pferden bis vor den Abbaustoß gezogen. Im Jahre 1849 wird die Dampfmaschine in der Deutschen Grube eingeführt. Die Braunkohlegruben werden im Jahre 1857 an das Bahnnetz angeschlossen.

In den beiden Krisenjahren 1858 und 1859 sank die Förderung pro Arbeiter.

1857: 356,8 t
1860: 346,8 t
1861: 494,1 t

Einige Gruben gingen in Folge des freien Konkurrenzkampfes ein, da sie verkehrstechnisch zu ungünstig lagen, z.B. in ausgedehnten Waldgebieten der Dübener Heide.
Im Jahr 1864 wurde die Förderung der Kohle deutlich erhöht.(Diagramm Kohleförderung 1864)

In Bitterfeld hatten sich folgende Besitzverhältnisse herausgebildet:

Private Gruben

1. Grube Auguste
2. Grube Richard
3. Deutsche Grube
4. Grube Vergißmeinnicht
5. Grube Lutherslinde

Vom Bankkapital beherrschte Gruben

1. Grube Johannes
2. Grube Nr. 79

Vom lndustriekapital beherrschte Gruben

1. Grube Ausdauer

Kommunale Gruben

1. Grube Gemeinsinn
2. Grube Maria-Theresia

Damit hatte das Bank- und lndustriekapital bereits 30% der Braunkohlengruben unter seine Kontrolle gebracht.
In dieser Zeit wurden mehr Arbeitskräfte eingestellt. Daraufhin stieg die Förderung eines  Kumpels wie folgt:
 

1843 273t 100%
1860 346t 126%
1870 518t 189%

 Die tägliche Arbeitszeit betrug damals 16 Stunden. Im Jahr 1840 verdiente der Arbeiter vor Ort für einen Kubik-Lachter gebrochene Rohkohle 25 Silbergroschen, ein Schachtarbeiter wurde in einer Woche mit zwei, ein Steiger mit drei Talern bezahlt.
1869 bestanden 8 Braunkohlewerke mit 660 Arbeitern. Gefördert wurden 6900447 Zentner Rohbraunkohle mit einem Wert von 209505 Talern, verkauft wurden 6380628 Zentner mit 195674 Talern Wert. Der durchschnittliche Wert pro Zentner betrug 0,92 Silbergroschen pro Zentner. Ein Arbeiter fördert also 10455 Zentner. Die Werke betrieben 16 Dampfmaschinen mit 323 PS.
1874 bestanden 10 Braunkohlewerke mit 1189 Arbeitern. Gefördert wurden 13687381 Zentner Rohbraunkohle mit einem Wert von 521551 Talern, verkauft wurden 13687045 Zentner mit 502963 Talern Wert. Der durchschnittliche Wert pro Zentner betrug 1,14 Silbergroschen pro Zentner. Ein Arbeiter fördert also 11512 Zentner. Die Werke betrieben 23 Dampfmaschinen mit 421 PS.

Am Ende dieser Jahre herrschten folgende Besitzverhältnisse:

Kommunale Gruben

1. Grube Maria-Theresia

Private Gruben

1. Grube Auguste
2. Grube Richard
3. Deutsche Grube
4. Grube Vergißmeinnicht
5. Grube Marie
6. Grube Hermine

Vom Bankkapital und lndustriekapital beherrschte Gruben

1. Grube Antonie
2. Grube Luise AG
3. Grube Ausdauer AG
4. Grube Gemeinsinn AG
5. Greppiner Werke AG

Die 1873 einsetzende Krise machte sich auch in der Pro-Kopf-Förderung bemerkbar. (Diagramm Pro-Kopf-Förderung)

    Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre begann die Veredelung der Braunkohle zu Briketts. Damit setzte ein neuer Aufschwung in der Brikettindustrie ein. Der außerordentliche Konkurrenzkampf bewirkte das Sinken des Kohlepreises von 1879 bis 1884 von 13,7 auf 12,5 Pfennig pro hl. Durch das Brikett konnte das Bitterfelder Revier konkurrenzfähiger werden. Diese Konjunktur führte wieder zu folgenden Neugründungen:
    1888 Aufschluss der Grube Friedrich III
    1888 Aufschluß der Grube Golpa
    1891 Eröffnung der Braunkohlewerke Petersroda
    1897 Gründung der Grube Erich die Sandersdorf
    1899 Aufschluss der Grube Karl-Ferdinand II
    1895 Die Grube Marie errichtet einen neuen Tagebau, Grube Klara X muss wegen eines Wassereinbruches vorläufig geschlossen werden

    Besitzverhältnisse Ende 1900

    Am Ende des vergangenen Jahrhunderts gehören den Banken bereits 50% der Gruben.

    Private Gruben

    1. Grube Auguste
    2. Grube Richard
    3. Deutsche Grube
    4. Grube Vergißmeinnicht
    5. Grube Marie
    6. Grube Ferdinand III
    7. Grube Antonie

    Vom Bankkapital und lndustriekapital beherrschte Gruben

    1. Grube Luise AG
    2. Grube Ausdauer AG
    3. Grube Erich
    4. Grube Ferdinand l/II
    5. Greppiner Werke AG
    6. Grube Hermine

    Durch die Einführung der „Machine“(Bagger) stiegen die Förderzahlen eines Kumpels, wie in der Tabelle zu sehen ist.

    1870 518 t 100%
    1880 580 t 112%
    1890 554 t 107%
    1900 1010 t 194%

    Am 14.04.1883 wurde die erste monopolistische Vereinigung in Bitterfeld gegründet. Der Name dieser Vereinigung der Gruben Luise, Richard, Hermine und der Deutschen Grube war „Verein Bitterfelder Industrieller“. Im Laufe von 20 Jahren stieg die Ausbeutung eines Arbeiters um 50%. Im Jahre 1863 förderte ein Arbeiter 436t und im Jahre 1885 655t.
     
     
    Rohkohleförderung 1889 1895 1899
    Deutsche Grube 253.869 t 304.638 t 388.845 t
    Grube Luise 229.928 t 329.364 t 398.066 t
    Grube Auguste 187.154 t 211.657 t 279.927 t
    Grube Hermine 197.717 t 173.462 t 261.734 t
    Grube Nr.6 (bei Wolfen) 132.434 t 155.203 t 220.440 t
    Grube Antonie 127.080 t 137.018 t 137.343 t
    Grube Marie  99.771 t  * 158.417 t
     

3. Geschichte der Goitzsche
  • 1830 Das unfruchtbare Land wurde mit Kiefern bepflanzt
  • 1908 Aufschluss der Gruben Leopold und Theodor
  • 1908-1961 Tagebau Holzweißig verwendet E-Loks
  • 1911 Die Siemens-Schuckert-Werke erhalten die Genehmigung die Goitzsche auf Kohle anzubohren.
  • 1915 Mechanisierung der Kohlegewinnung mit einem elektrischen Löffelbagger
  • 1917 Erste Versuche mit mechanischer Verkippung des Abraumes
  • 1921-1928 Tagebau Paupitsch / Petersroda
  • 1929 Bitterfeld kaufte den vorderen Teil der Goitzsche
  • 1947 Es gab erste Pläne zum Aufschluss der Goitzsche
  • 1949 Aufschluss der Goitzsche
  • 1951 Kohleförderung in der Goitzsche
  • 1951 Aufschluss des Tagebau Muldenstein
  • 1951- 1991 Die Goitzsche wird mit einem Löffelbagger erschlossen
  • April 1953 Zur Hochwasserfreimachung des Kohlegebietes wurden die Wasserläufe Leine und Lober verlegt
  • 1953-1955 Verlegung der Eisenbahnstrecke Bitterfeld - Berlin nach Norden
  • 1956 Zöckeritz fiel der Grube zum Opfer
  • 1956-1961 Verlegung der Eisenbahnstrecke Leipzig - Berlin und der B184 nach Westen
  • 50-er Jahre Bepflanzung der gekippten Halden
  • 1961 Beginn der regulären Aufforstung meist mit Pappeln und Eichenarten
  • 1961 Eröffnung des Tagebau Holzweißig-West
  • 1966-1975 Verlegung der Mulde auf 9,2 km
  • 1972 Auslauf des Tagebau Muldenstein
  • 1976 Flutung des Tagebau Muldenstein - daraus entstand der Muldestausee
  • 1976 Paupitsch wurde devastiert
  • 1976 Auf Anweisung des Bitterfelder Rates und der SED-Kreisleitung wurde das aufgeforstete Gebiet zum Armeeforst erklärt
  • 1978 Niemegk wurde devastiert
  • 1980 Auslauf des Tagebau Holzweißig-West
  • Sep.1984 - Jun.1985 Längster Großgerätetransport von 2 Tagebaugeräten vom Tagebau Leipzig zum Tagebau Goitzsche
  • 1984 Erneute Lober-Leine-Verlegung wurde nötig
  • 1985-1991 Tagebau Rösa
  • 1989 Einstweilige Sicherung von drei Naturschutzgebieten
  • 1990 Freigabe des Forstes für Naherholungszwecke
  • 1990 Es entfiel eine weitere Verlegung der Mulde und das geplante Überbaggern von fünf weiteren Ortschaften, da die Grubenarbeiten bis 2040 geplant waren
  • 15.Mai 1991 Es begann die Sanierung sowie Böschenabflachung, Stabilisierung der Erd-böschung, Rückbau der bergbaulichen Anlagen, Anpflanzung und Begrünung
  • 1998 Beginn der Flutung des „Bitterfelder Meeres“
     
4. Die Geologie der Goitzsche
Die Erdschichten der Goitzsche

Das Erdschichtenprofil der Goitzsche besteht aus Haupt- und unzähligen kleineren Schichten.
Die Entstehungszeit, sowie die Stoffe, aus denen die vielen kleineren Schichten bestehen, kann man nicht genau bestimmen. Also beschränken wir uns auf die wichtigsten 6 Schichtenarten und möchten diese einfach und doch geologisch korrekt erläutern.
Die am häufigsten auftretende Schicht, die die Geologen auch als Terrassenschotter bezeichnen, besteht aus stark kiesigem Sand Er entstand im Pleistozän vor etwa 125.000- 600.000 Jahren. Diesen geologischen Zeitraum unterteilt man noch einmal in verschiedene Abschnitte, wobei die Entstehung des kiesigen Sandes sowohl der sogenannten Elsterkaltzeit als auch der Saalekaltzeit zugeordnet wird. Die Mächtigkeit dieser Schicht kann bis zu 8 Metern betragen.
Die zweite zu betrachtende Schicht ist ebenfalls im Pleistozän entstanden und wird als Bänderton bezeichnet. Diese Tonschicht ist die kleinste der 6 Schichten, denn bei ihr spricht man meist nur von Zentimetern Dicke. In Ausnahmefällen ist eine solche Schicht ein bis zwei Meter dick.
Wenden wir uns nun unserer 3. Schicht zu. Sie wird vom Geologen als Beckenschluff bezeichnet. Sie entstand auch im Pleistozän. Über die Mächtigkeit dieser Schluffschicht kann man keine genauen Angaben machen, da der Schluff meist in bzw. zwischen den Tonschichten enthalten ist und dort unterschiedliche Dicken vorweist.
Eine weitere in der Goitzsche nachgewiesene Schicht ist die Kiesschicht. Sie ist ebenfalls im Pleistozän entstanden. Auch sie ist in bzw. zwischen verschiedenen Schichten zu finden. Aber man hat auch durchgängige Kiesschichten gefunden. Diese hatten eine durchschnittliche Mächtigkeit von 6-7 Metern.
Nun sind wir schon bei unserer 5. Erdschicht angelangt. Sie bezeichnet der Geologe als Geschiebemergel und ist im Pleistozän durch Schmelzwasser angespülte Ablagerungen entstanden. Die Mächtigkeit dieser Schicht beträgt bis zu 13 Meter.
Die letzte und für den Bitterfelder Raum bedeutendste Schicht, ist die Braunkohleschicht. Sie bezeichnet der Geologe als Flöz. Diese Flöze sind im Tertiär entstanden. Genau genommen im Oberoligozän. Die Bitterfelder Flöze haben eine nachgewiesene Mächtigkeit von bis zu 19,70 Meter. Oberhalb der kompakten Kohleschicht befinden sich kohlehaltige Ton- und Sandschichten die bis zu 4 Meter mächtig sein können.

Erläuterung der geologischen Fachbegriffe

Geologie: Wissenschaft vom Aufbau und der Entwicklung der Erde

Erdschichten

  • Sand: Lockergestein mit einer Korngröße von 0,06 bis 2,0 mm
  • Ton: Gemisch verschiedener Mineralteilchen mit einer Korngröße <2mm
  • Schluff: Lockergestein im Korngrößenbereich zwischen 0,063 und 0,002 mm
  • Geschiebemergel: beim Abschmelzen von Gletschern abgelagertes, ungeschichtetes Gemenge aus tonig-kalkigen Bestandteilen und Gesteinsbrocken (Geschiebe)
  • Flöz: schichtartige Ablagerungen von nutzbarem Mineral
Erdzeitalter

Zusammenfassung (Tabelle)
 

5. Bernstein
WAS IST BERNSTEIN?

Als Bernstein bezeichnet man verfertigtes Fossils Baumharz von Nadelhölzern aus dem frühen und mittleren Tertiär. Sein Alter kann bis zu 100 Millionen Jahre betragen. Der Bitterfelder Bernstein wird nach der erdgeschichtlichen Zeittafel ins Untermiozän bis Oberoligozän gestellt. Er ist etwa 25 Millionen Jahre alt.
Bernstein ist ein Gemisch aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff.
Die Sammelformel für Bernstein ist C10H160.

ENTSTEHUNG DES BERNSTEIN

Bernstein ist ein uraltes gelbes bis braunes Baumharz ausgestorbener Nadelhölzer des Tertiärs. In der Zeit dieser der Erdgeschichte tropfte aus den Bäumen das Harz auf den Waldboden und erhärtete nach 30-40 Millionen Jahren zu dem kostbaren Bernstein.

ARTEN

1. Succinitgruppe - Succinit. Gedanit, Goitschit
2. Glessitgruppe - Glessit, Bitterfeldit, Purglessit
3. Beckeritgruppe - Beckerit
4. Stanitgruppe - Stantienit, Pseudostandienit

Den Bernstein unterteilt man in verschiedene Gruppen. Die Succinit-, die Glessit-, die Beckerit-und die Stanitgruppe. Diese unterteilt man wiederum je nach Gruppe in verschiedene Arten, wie oben ersichtlich.
 

BERNSTEINFÖRDERUNG IN BITTERFELD

Anlass zur Förderung war der Mangel an Bernstein beim VEB Ostseeschmuck in Ribnitz-Damgarten in den 70er Jahren. Die Lieferung aus Russland sank von 10t auf 1t pro Jahr. Aufgrund von Zeitungsanzeigen sandten 1974 Bitterfelder Bergleute Bernstein nach Ribnitz-Damgarten. Die Häufigkeit der Einsendungen gab dem VEB Ostseeschmuck Anlass dazu, Leipziger Geologen den Auftrag zu erteilen für eine Probeschürfung in Bitterfeld.

VERWENDUNG DES BERNSTEINES
 
Sorte 1 40% Anteil größer 46 mm
Sorte 2 13% Anteil 20-46 mm
Sorte 3 50% Anteil 7-20 mm
Sorte 4 33% Anteil 3-7 mm

Alle Sorten wurden an die VEB Ostseeschmuck verkauft.

Der in Bitterfeld abgebaute Bernstein wurde in 4 Sorten unterteilt. Alle Sorten wurden an den VEB Ostseeschmuck nach Ribnitz-Damgarten verkauft.

Die Sorten 1-3 wurden in Ribnitz-Damgarten zu Schmuck verarbeitet.
Die 4. Sorte wurde sowohl an den VEB Ostseeschmuck als auch an den VEB DELICIA Delitzsch geliefert. In Delitzsch wurde der Bernstein entweder zu Bernsteinöl oder Kolophonium verarbeitet. Dies brachte jedoch nur geringen Erfolg ein, deshalb wurde die 4 Sorte zu Press- und Schmelzbernstein verarbeitet.

WIE WURDE BERNSTEIN ABGEBAUT?

Vor 1975 baute man Bernstein noch mit der Hand ab. Ab 1975 wurde das jedoch geändert. Man begann mit dem manuellen Abbau des Bernsteines auf der Tagebausohle, mit Schürfhacke und Schaufel.
Von 1976 bis 1990 begann die mechanische Bernsteingewinnung mittels Löffelbagger, Belaskipper und Nassaufbereitungsanlage in den Baufeldern Niemegk und Friedersdorf/Mühlbeck.
1991 begann die Bernsteingewinnung im Nassabbau mittels eines Schwimmbaggers im Baufeld Friedersdorf/Mühlbeck. 
Am 31.03.1993 wurde die Bernsteingewinnung eingestellt.

DER ABBAU IN ZAHLEN (Diagramm Bernsteinförderung)

1975 - Abbau des Bernsteins mit der Hand
1976 - Pilototanlage zum Abbau



 
6. Aufbau eines Tagebaus
Um den Aufbau eines Tagebaus zu erklären, muß man wissen, daß mehr dazu gehört, als das weithin sichtbare Loch.
Als eine der ersten Arbeiten muß das Baufeld geologisch untersucht und vermessen werden. Das unternimmt zum Teil die Markscheiderei. Danach muß man versuchen, das Grundwasser in den Griff zu bekommen. Dazu benutzt man in den modernen Tagebauen meist Filterbrunnen, die in sogenannten Randriegelleitungen eingebunden sind. Gleichzeitig muß man mit der Beräumung der Oberfläche beginnen. Dazu gehören die Abholzungen eventuell vorhandener Wälder, die Verlegung von Straßen, Freileitungen für Elektroenergie, Flüssen, Bächen usw.
Ist dies geschehen, kann man mit der Gewinnung des Mutterbodens, der obersten Deckschicht, beginnen. In der Regel benutzt man dazu kleinere Schaufelradbagger oder Schreitbagger. Diesen Humusboden benutzt man im Normalfall zur Rekultivierung von vorhandenen Kippen anderer Tagebaue oder verkauft sie an andere Interessenten. Der Transport dieser Massen erfolgte im Bitterfelder Revier in der Regel mit Zügen.
Als nächster Schritt war nun das restliche Deckgebirge abzutragen. Dieses Material wurde entweder in andere Tagebaurestlöcher verstürzt, um sie zu rekultivieren, oder man schüttete sie zu einer Hochkippe auf, die man auch als Außenkippe bezeichnen kann. Ein Beispiel ist der Bitterfelder Berg. Wenn in diesen Erdschichten aber Materialien waren, die man anderweitig verwenden konnte, so wurde dies auch getan. So wurde zum Beispiel an die Bauindustrie geliefert, wenn es brauchbaren Kies und Sand gab, oder Ton für die Ziegeleien bereitgestellt. Für die Aufgabe diese Deckgebirge abzutragen, benutzte man in der Regel Eimerkettenbagger im Hoch- oder Tiefschnitt. In der Goitsche waren dies der Dl 000 und der Dl 200. Das abgetragene Material wurde ebenfalls mit Zügen transportiert. In einigen Tagebauen benutzte man dazu auch sogenannte Strossenbahnanlagen. Die Planumsebenen, auf denen sich die Großgeräte befanden nannte man auch Strossen.
War nun genügend von dem „Schwarzen Gold“ freigelegt, konnte man auch mit dessen Abbau beginnen. In der Goitsche benutzte man dazu einen Schaufelradbagger SRs25O und einen im Tiefschnitt arbeitenden Eimerkettenbagger D800. Auch hier wurde die gewonnene Kohle mittels Zugbetrieb aus dem Tagebau befördert.
Um diesen Zugbetrieb zu gewährleisten, mussten im Vorfeld entsprechende Rampen an den Drehpunkten der Tagebaue aufgeschüttet werden, da die Züge nur eine bestimmte Steigung bewältigen konnten.
War nun genug ausgekohlte Fläche vorhanden, konnte man dazu übergehen den Abraum im gleichen Tagebau zu verstürzen. Das Abkippen des tauben Materials wird als Verstürzen bezeichnet und in der Regel durch Absetzer bewerkstelligt. Das zu verstürzende Material wurde in Tagebauen ebenfalls im Zugbetrieb mit Zügen zum Absetzer transportiert. Somit fuhren die Züge also im Halbkreis. Sie wurden am Bagger beladen, fuhren voll zum Absetzer, kippten das Gestein in den sogenannten Kippgraben, um dann leer wieder zum Bagger zurückzufahren. Dies wurde auch Zugspiel genannt.
 In Tagebauen, in denen Bandbetrieb vorherrschte, kam das taube Gestein auch per Bandanlage zum Absetzer, welches über einen Bandsammelpunkt geregelt wurde. Da man auf der einen Seite Gestein abbaute und auf der anderen Seite das Material wieder abkippte, bewegte sich der Tagebau langsam. Dies nennt man auch „der Tagebau wandert“. Baut man nun an einem Ende mehr ab, dann bewegt sich dieses Ende auch schneller. Daraus ergibt sich auch, daß sich der Tagebau dreht. Das andere Ende bezeichnet man daher auch als Drehpunkt.
Bei einem parallelen Fortschreiten des Tagebaus kann man an Stelle des Zug- oder Bandtransportes auch den kürzesten Weg über den Tagebau nehmen. Dazu verwendet man dann eine Abraumförderbrücke, wie zum Beispiel im Tagebau Delitzsch Süd-West. Der Nachteil dieser Technologie besteht darin, daß nur eine begrenzte Fläche Kohleflöz freigelegt werden kann, je nach Spannweite der Abraumförderbrücke. Dieser Nachteil macht sich besonders bei Havarien oder Störungen an den Großgeräten bemerkbar, da nicht vor- oder weitergearbeitet werden kann, wie bei anderen Abbauarten mit den verschiedenen Baggern.
Nicht nur aus diesem Grund ist man bestrebt, die Störfälle so gering wie möglich zu halten. Die Instandhaltung war daher auch weit entwickelt und auf jedem Großgerät fuhr ein Maschinist mit, der kleine Reparaturen gleich vor Ort erledigte.
Um das Fortschreiten des Tagebaus zu ermöglichen, mußten die Gleise und Bandanlagen gerückt werden. Bandanlagen verrückt man in der Regel nach Bergmannsart mit der Planierraupe. Für die Gleisanlagen der Züge gibt es spezielle Rückmaschinen. Und die Großgeräte auf Schienenfahrwerken führten entsprechende Vorrichtung immer mit. Bei Großgeräten auf Raupenfahrwerken erübrigte sich dies natürlich.

(2. Version)

Der Tagebau ist ein Abbau nutzbarer Minerale und Gesteine, deren natürliche Lagerstätte freiliegt beziehungsweise nur von relativ geringmächtigen Deckschichten überlagert ist.
An der für den Aufschluß eines Tagebaus vorgesehenen Stelle wird das Deckgebirge abgetragen. Der Abraum wird auf einer Halde außerhalb des Tagebaus (Außenkippe) verstürzt (verkippt). Während der Mineralgewinnung in dem freigelegten Abschnitt geht das Abtragen des Abraums weiter, so daß sich der Abbau seitlich ausdehnen kann. Wenn durch den Abbau eine genügend große Tagebaugrube geschaffen wurde, kann der weiterhin anfallende Abraum im Tagebau selbst verstürzt werden (Innenkippe). Durch diese Methode kann man sagen, der Tagebau wandert. In der Regel werden Abraum und Mineral terrassenförmig abgebaut, wobei sich die Höhe der Terrassen (Strossen) nach den eingesetzten Maschinen richtet. Ein Tagebau kann bis zu 500 m tief sein.
Die Beförderung des Abraums zur Abraumkippe erfolgt entweder mit Großraumwagen, die von Lokomotiven auf Schienen gezogen werden, oder aber mittels Förderbändern über eine Abraumförderbrücke. Anstelle von Gleisanlagen kann man auch Strossenbandanlagen einsetzten.
In der Mitte vom Tagebau ist die Bandstraße, welche die Kohle transportiert. An den sogenannten Bandsammelpunkten wird die Kohle über Schrägbandanlagen aus dem Tagebau herausgeholt und auf alternative Transportmittel verladen (Großraumwagen, LKW) und zu den Verbrauchern transportiert (Brikettfabrik, Kraftwerk). Bei bestimmten geographischen Verhältnissen kann dies auch durch Bandanlagen erfolgen (Kraftwerk in der Nähe vom Tagebau).
 


7.
Die Geologie der Braunkohle
 
Die Braunkohle hat sich im wesentlichen in zwei Epochen der Erdgeschichte gebildet, nämlich die Steinkohle im Karbon und die Braunkohle im Tertiär. In der Braunkohlenzeit können wir fünf Unterabteilungen unterscheiden. Wirtschaftliche Bedeutung besitzen davon allerdings nur zwei Vorkommen: die ältere eozäne und die jüngere oligozäne und miozäne Braunkohle. Als sich die ältere Braunkohle bildete, war das heutige Norddeutschland von einem Meer bedeckt. Später nahm dieses noch an Ausdehnung zu. In unserem Kreis verlief die Ostgrenze von Delitzsch kommend über Roitzsch, Ramsin, Thalheim und Reuden nach Dessau weiter. Das Klima im Eozän, vor rund 50 Millionen Jahren, war warm, ja schon fast tropisch. Die Pflanzenwelt bestand unter anderem aus Palmen, Datteln, Lorbeer- und Zimtbäumen. Durch Landsenkung und steigenden Grundwasserspiegel wurde dann die Pflanzen- und Tierwelt vernichtet. Das sich darüber ausbreitende Meer lagerte Sand und Schlamm auf die vernichtete Flora und Fauna ab. In der folgenden Oligozänzeit kam das Meer von Norden her und überflutete große Teile von Deutschland. Im mittleren Oligozän verlief die Meeresgrenze südlich von Halle und Leipzig. Es zog sich dann wieder zurück und drang im Oberoligozän nochmals vor. Die Südgrenze lag bei Aken, Dessau, Kemberg und Schmiedeberg. Die feinen Ablagerungen wie Sande, Kiese und Ton erreichten eine Mächtigkeit bis zu 20 Metern. Daß es sich wirklich um Meeresablagerungen handelt, beweisen die zahlreichen Funde wie Meeresmuscheln, Haifischzähne, Fischwirbel usw. Das Ende des Oligozäns war vor rund 20 bis 25 Millionen Jahren. In dieser Zeit bildet sich die Braunkohle des Bitterfelder Gebietes. Die Meeresgrenze verlief, wie bereits erwähnt, bei Dessau-Schmiedeberg. Der Braunkohlewald, der damals in unserer Heimat war, war im Westen etwa von der Linie Brehna, Renneritz, Ramsin, Jeßnitz und Raguhn begrenzt. Die Grenze auf der anderen Seite des Kreises bildete die jetzige Mulde zwischen Krina und Rösa nach Gossa und bog dort in Richtung auf Vorheide ab. Zwischen Schköna und dem Lutherstein war ein Waldvorsprung bis nach Tornau und Schwemsal in der heutigen Dübener Heide. In der Zwischenzeit hatte die Temperatur des Klimas nachgelassen und war warm und mild geworden. Dadurch bedingt trat nun die tropische Pflanzenwelt zurück. Nadel- und Laubbäume der gemäßigten Zone rückten in den Vordergrund. Der Wald setzte sich nun unter anderem aus Mammutkiefern, Sumpfzypressen, Erlen, Ahorn, Pappeln und Farnen in der Hauptsache zusammen. In den über der Braunkohle lagernden Tonen haben sich die Blätter von verschiedenen Bäumen des damaligen Waldes unserer Heimat sehr gut erhalten. In einem seltenen Fall überlebte z.B. ein Tannenzapfen die Jahrmillionen. Verschiedentlich verkieselte das Holz. Diese Stücke sind besonders anschauliche Belege über die Zusammensetzung des damaligen Waldes. Solche einzelnen Belege kann man im Museum sehen. Früher dachte man die Braunkohlenwälder bestanden aus Sümpfen, daß das aber nicht sein kann wurde erst jetzt bewiesen, denn der Mammutbaum kann nicht in ständig nassen oder überschwemmten Gebieten gedeihen. Bei der damaligen Torf- und Sumpfbildung muß man eine größere Trockenheit annehmen. Damit hätte man gleich für einen anderen Umstand eine Erklärung. Es ist nämlich trotz eifrigsten Suchens nicht gelungen, die vorstehend beschriebenen Atemwurzeln in der Braunkohle zu finden. Trotzdem ist es nicht gesagt, daß es in den Braunkohlewäldern keine Wasserpflanzen gab. 

Durch Landsenkungen und steigenden Grundwasserspiegel starb die Pflanzenwelt langsam ab. Daraufhin siedelten sich wieder neue Pflanzen an. Blieb die Landsenkung einmal aus, so war das Schicksal der Moore besiegelt. Der Grundwasserspiegel stieg zu schnell und verwandelte das ganze Gebiet in einen See. Das nun über das ehemalige Moor fließende Wasser deckte dieses langsam mit Sand und Ton zu. Diese Meeresablagerungen schützten die darunterliegenden Teile des früheren Moores vor Verwesung und Abtragung. Unter diesem Schutz konnte sich dann jene verwickelte chemische Umwandlung vollziehen, die man heute „Inkohlung“ bezeichnet. Die im Meer lagernden Pflanzenstoffe wandelten sich in einer Art gehemmter Verbrennung in Kohle um. Der in den Pflanzenmassen vorhandene Sauerstoff wurde verzehrt, der Kohlenstoff reicherte sich an. Auf Grund von Untersuchungsergebnissen aus anderen Braunkohlenrevieren ergab sich, daß zur Bildung einer Schicht Braunkohle von einem Meter mehr als 3000 Jahre erforderlich waren. Für die Bitterfelder Verhältnisse gilt diese Zahl aber nur annähernd. Im Kreise Bitterfeld liegen die Braunkohlenflöze im allgemeinen tektonisch ungestört und waagerechter Lage. Dagegen sind die eiszeitlichen Störungen, besonders in der Dübener Heide, zahlreicher. das Schmelzwasser der Gletscher mit seinen Strudeln hat vielfach größere Teile der Flöze ausgewaschen. Auf ihren Oberflächen sind die Strudellöcher noch oft zu sehen. In letzter Zeit wurden im Tagebau der Grube Goitsche eine größere derartige Störung bemerkt. Durch die Druckwirkung des Eises selbst wurden die Flöze zum teil gestaucht bzw. mit Sand und Ton vermengt. Dies ist besonders in der Gegend des Gniest und der Hohen Gieg in der Dübener Heide eingetreten. Bei Bitterfeld wurden die Kohlelager im Gebiet des Muldeknies ausgewaschen und fortgeschwemmt. Das Bett der Mulde ergoß sich nach der Eiszeit aus Richtung Düben kommend nach Bitterfeld und bog von da aus in nördlicher Richtung nach Dessau ab. In dem großen Flußbogen bei Bitterfeld hat der Urstrom die über der Kohle liegenden Sande und Tone weggewaschen und das Kohleflöz weggeschwemmt.

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklung der Kohleförderung im Bitterfelder Umland bis 1900
3. Geschichte der Goitzsche
4. Die Geologie der Goitzsche
5. Bernstein
6. Aufbau eines Tagebaus
7. Die Geologie der Braunkohle

  
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