Biologie - Umgestaltung und Flutung der Tagebaurestlöcher


 
5. 
Realisierung und Umgestaltung des Tagebaugeländes zur Kulturlandschaft Goitzsche
 
Kulturlandschaft Goitzsche 

Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel wollte für die EXPO 2000 mit dem Projekt der Umgestaltung der alten Gruben und Halden den damit verbundenen historisch einmaligen Wandel in Deutschland, 10 Jahre nach der Wiedervereinigung, dokumentieren. Rund 8 Millionen DM wurden für das laut Merkel „Größte Umweltsanierungsprojekt Europas" seit 1991 investiert. Die Gesamtkosten des Projektes betragen 20 Milliarden DM, da die Wiederherstellung des Grundwasserspiegels kostspielig und langwierig ist. 

Am 06.07.1998 - 1. Probeflutung 



Flutung der Tagebaurestlöcher mit Hilfe des Muldewassers. Die Flutung soll ca. 2002 abgeschlossen sein. 

Am 26.04.1999 - Junge Linden im Agora Park

Im Agora-Park wurden 40 junge Linden gepflanzt, welche die Uferzone des künftigen Goitzschesees zieren. Mit dieser Pflanzaktion auf der Halbinsel Pouch setzte der Rotary-Club ein Zeichen für die Gestaltung der Hochkippe. Der Kostenpunkt betrug 70000 DM für Kauf und Transport der Pflanzen. 

Am 06.06.1999 - Beginn des Projekts Pegelturm und Seebrücke
 

Der Pegelturm erhält die Form einer Spirale, dessen Höhe durch das Ansteigen des Goitzschesees bestimmt wird. Hinter der Spirale verbirgt sich eine Wendeltreppe, die dem Besucher den Weg zu einer Aussichtsplattform ermöglichen. Der Pegelturm befindet sich direkt neben der Flutungsanlage Mühlbeck an der B 100. Das Konzept und der Entwurf kamen von Prof. Wolfgang Christ, Architekt und Stadtplaner der Media-Stadt Weimar. Der Pegelturm schwimmt am Ende auf dem Wasser, damit soll der steigende Wasserspiegel angezeigt werden. Horst Tischer, Landrat von Bitterfeld, sagte über den Pegelturm, dass er der „kleine Eiffelturm" der Region ist.

Seit 1984 existiert in Bitterfeld ein Umweltwandertag. Die erste Tour führte als „Tümpeltour" durch Möhlau. Am 5. Juni 1999 war der 16. Umweltwandertag, Ziel war die 13 km lange Wanderung durch die Goitzsche. 

Ein weiteres Projekt war die Gestaltung einer Uferpromenade in Bitterfeld, die zum heutigen Zeitpunkt bereits besteht. Des weiteren sollen Geschäfte und Wohnhäuser, Sportanlagen, Spielplätze und ein
Hafen entstehen. Die Uferpromenade erstreckt sich über 2,5 km vom Fritz- Heinrich-Stadion bis zum Pegelturm. 

Der Landschaftskünstler Hermann Prigann (Spanien) gestaltete den Weg der alten Mulde, die dem Bergbau weichen musste, nach. Dieser ist eineReminiszenz an den früheren Lauf des Flusses.
 

Prigann hat die Mulde in Form von Erdwellen, die unterschiedlich bewachsen sind, nachgestellt. Aus verschiedenen Erden geformt, mit Findlingen besetzt, mit Rosen und niedrigen Büschen bepflanzt, erzählen die Wellen die Geschichte des Flusses neu weiter.
Hermann Prigann sagte: "Ich habe mir die Historie erschlossen, mich mit der Landschaft dieser reizvollen Wüstenödnis und den Befindlichkeiten der Menschen hier auseinandergesetzt. Die Mulde gehört in dieses Stück Landschaft." 

Eines der Projekte, aus dem größten Landschaftskunstprojekt der Welt, entsteht bei Pouch. Der Künstler Hartmut Renner überzieht mit seinem Projekt „Die Haut" die neue Landschaft und verdeckt somit ihre Wunden. Aus verschiedenartigen Erden und Pflanzen soll hier eine intensivfarbige Oberflächenstruktur entstehen. Farblich und strukturell verschiedene Einzelflächen der Haut, rostende Schienen und bepflanzte Röhren.

Agora-Halbinsel Pouch

Die Agora hat die Form eines Ohres. Die Planer und Künstler spielen damit auf die bewußt erzeugten akkustischen Besonderheiten an. Das Konzept des Höhrerlebnisraums wurde in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Andreas Bosshard aus Zürich erstellt. Er plant desweiteren eine akkustische Spiegellandschaft mit einem Klangwald. 

Die Agora soll zentraler Platz für Veranstaltungen in der Goitzsche werden. Sie nimmt ein Fläche von rund 5000 m2 ein und bietet für 4000 Menschen Platz. Einer Arena gleich liegt ihr tiefster Punkt 5 m unter der Rasenkante und ihr höchster 6 m über der ebenen Erde. 22 Sitz- oder Stehreihen, die durch 8666 Granitstehlen voneinander abgetrennt sind, werden terrassenförmig angelegt. Die Agora, welche auch für Open-Air Konzerte genutzt werden kann, soll ein Stück Naturbühne immitten des weltgrößten Landschaftskunstprojektes werden.

Das Labyrinth-Projekt 

Dieses hat Zenon Polus (Polen) gebaut. Die vier großen burgartigen anmutenden Bauwerke, die zu diesem Projekt gehören, stehen inmitten eines Kiefernwaldes auf der Poucher Halbinsel. Aus dem Labyrinth heraus eröffnen sich dem Betrachter verschiedene Sichtachsen, die unterschiedliche Charaktere der Landschaft aufzeigen.
Die vier 40 m x 40 m großen Labyrinthe sind in bewußt grober Steinstruktur aufeinandergeschichtet. Die Sichtachsen im Gemäuer zeigen den Wald und sollen später auch den Goitzschesee sichtbar machen. Das Labyrinth ist nach oben hin geöffnet. Diese Öffnung zum Himmel weist darauf hin, dass der Mensch auch für weitere Veränderungen offen sein sollte. 

Marc Babarit und Gilles Bruni (Frankreich) haben Hügel und Kegel gestaltet, welche an die vergangenen Formen der einst vorhandenen Bergbaulandschaft erinnern sollen. Die Berge sind mit Material aus der Grube, wie Schutt und Sand, Stahlschienen und rostige Metallteile, das bald schon so nicht mehr da sein wird, bedeckt. 

Schwimmende Inseln

So hat Nadia Schmidt (Deutschland) ihr Kunstwerk genannt. Mit ihrem Projekt wurden die intensiv rot gefärbten Goitzschesteine vor dem Versinken gerettet und somit auch für künftige Generationen erhalten. 

Die Wächter

Die Wächter der Goitzsche stellte Anatol Herzfeld (Deutschland) auf. Die Figuren gruppieren sich um einen Findling aus dem Tagebau. Schulkinder sollen sich dazu Geschichten ausdenken, die mit in das Kunstwerk einbezogen werden. Inzwischen sind diese Projekte alle realisiert und ein Publikumsmagnet geworden. (weiter)

 
Inhaltsverzeichnis
1. Geographische Lage des Tagebaugebietes
2. Historische Entwicklung der Tagebaurestlöcher und Restflächen
3. Planung und Umgestaltung des Goitzschegeländes
4. Flutung der Restlöcher
5. Realisierung und Umgestaltung des Tagebaugeländes zur Kulturlandschaft Goitzsche
6. Gewässeruntersuchungen

  
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